Es werden weltweit immer mehr Mengen an Kaffeespezialitäten getrunken. Dadurch wächst auch der Anbau und der Import von Kaffeebohnen. Umso wichtiger wird dabei der Konsum von Fair Trade Kaffee – also Kaffeebohnen, die unter dem Schutz von Umwelt und Menschen gehandelt werden.
Wir von Kaffeedampf achten sorgfältig darauf, dass unser verwendeter Kaffee nicht nur gut schmeckt, sondern auch fair gehandelt wird. Das ist für uns nicht nur Kaffee, der mit dem Gütesiegel „Fairtrade“ ausgezeichnet wird, sondern geht über das Zertifizierungssystem der Non-Profit Organisation hinaus.
Was genau du beachten kannst, um deinen Kaffee nachhaltiger und ressourcenschonender genießen zu können, erfährst du in diesem Beitrag.
Warum ist Fair Trade Kaffee relevant?
Durchschnittlich trinkt jeder Deutsche pro Tag 3,9 Tassen Kaffee. (Stand: 2. Quartal 2022) und die Tendenz ist steigend. Bis 2050 soll der Kaffeekonsum sich weltweit sogar nahezu verdoppeln. Zur besseren Veranschaulichung soll dir das folgende Diagramm Klarheit schaffen:
Gerade weil der Konsum stetig ansteigt, ist ein nachhaltiger Verbrauch von Kaffee umso wichtiger. Das kann man am ehesten erreichen, indem man zu Fair Trade Kaffee greift.
Von der Bohne bis zum Espresso
Der Weg vom Kaffeebaum zum leckeren Kaffee ist sehr weit. Um genauer zu erfahren, wie man nachhaltigen und fair gehandelten Kaffee trinken kann, ist es wichtig zu wissen, wie die Kaffeebohnen angebaut, geerntet, transportiert und verarbeitet werden.
Anbau
Der meiste Kaffee wächst im sogenannten Kaffeegürtel. Dieser liegt zwischen dem 23. und 25. Breitengrad und bietet ideale Bedingungen für den Kaffee: gemäßigtes Klima und nährstoffreiche Böden. Die größten Anbaugebiete für Arabica Kaffeebohnen liegen in folgenden Ländern:
- Kolumbien
- Brasilien
- Vietnam
- Äthiopien
- Indonesien
Der kälteempfindliche Robusta-Kaffee wird hingegen nur auf dem 10. Breitengrad in Südostasien und Westafrika angebaut.
Die Kaffeebohne ist ein Samen und wird an Hängen oder in Waldgärten eingepflanzt bis dieser zu einem Kaffeebaum heranwächst. Wenn der Samen getrocknet, geröstet und gemahlen wird, kann sie für die Zubereitung von Kaffee verwendet werden. Die Pflanzung erfolgt oft in der Regenzeit, damit der Boden feucht bleibt und die Wurzeln gut anwachsen können.
Ernte
Je nach Sorte dauert es etwa 3 bis 4 Jahre, bis die neu gepflanzten Kaffeebäume Früchte tragen. Die Früchte, die so genannten Kaffeekirschen, färben sich leuchtend rot, wenn sie reif sind und geerntet werden können. In der Regel gibt es eine große Ernte pro Jahr. In Ländern wie Kolumbien, wo es zwei Blütezeiten pro Jahr gibt, gibt es eine Haupt- und eine Nebenernte.
In den meisten Ländern erfolgt die Ernte in einem arbeitsintensiven und schwierigen Verfahren von Hand. In Ländern wie Brasilien, wo die Landschaft relativ flach ist und die Kaffeefelder riesig sind, wurde das Verfahren jedoch mechanisiert. Ein guter Pflücker erntet im Durchschnitt etwa 45 bis 90 Kilogramm Kaffeekirschen pro Tag, die 9 bis 18 Kilogramm Kaffeebohnen ergeben. Die tägliche Ausbeute eines jeden Arbeiters wird sorgfältig gewogen und jeder Pflücker wird nach seiner Leistung bezahlt.
Verarbeitung und Trocknung
Nach der Ernte muss der Kaffee so schnell wie möglich verarbeitet werden, damit die Früchte nicht verderben. Zunächst werden die frisch geernteten Kirschen durch eine Auflösemaschine geführt, um die Haut und das Fruchtfleisch von der Bohne zu trennen.
Dann werden die Bohnen in große, mit Wasser gefüllte Gärtanks transportiert. Dort bleiben sie zwischen 12 und 48 Stunden, um die glitschige Schleimschicht zu entfernen. Während der Ruhezeit in den Tanks wird diese Schicht durch natürlich vorkommende Enzyme aufgelöst. Die Bohnen werden dann durch zusätzliche Wasserkanäle gespült und sind dann bereit zum Trocknen.
Die Bohnen können in der Sonne oder in großen Trommeln maschinell getrocknet werden. Die getrockneten Bohnen werden als Pergamentkaffee bezeichnet und in Jute- oder Sisalsäcken gelagert, bis sie von den Kaffeebauern an eine Rösterei verkauft werden.
Röstung
Das Rösten verwandelt den Rohkaffee in die aromatischen braunen Bohnen, die wir in unseren Lieblingsgeschäften oder Cafés kennen. In der Röstmaschinen beginnen sie sich braun zu färben und das Kaffeesol, ein wohlriechendes Öl, das in den Bohnen eingeschlossen ist, beginnt auszutreten.
Fair Trade Kaffeebohnen: Das sind wichtige Kriterien
Nachdem wir dir nun erläutern haben, wie aus den Kaffeesamen ein leckerer Kaffee wird, können wir dir nun die Kriterien für fair gehandelten Kaffee näher bringen, damit du dir selbst davon ein Bild machen kannst.
Anbau und Ernte
Beim Anbau sollte darauf geachtet werden, dass keine Monokulturen gezüchtet werden, da sonst der Verlust der Biodiversität zu hoch ist und die Pflanzen keine Resilienz aufbauen und somit anfälliger für den Klimawandel sind. Bei Monokulturen werden deshalb oft viele Pestizide und Chemikalien benutzt, die nicht nur der Umwelt in den Anbaugebieten schadet, sondern durch das Gelangen der Stoffe in das örtliche Grundwasser auch die Menschen direkt betroffen sind.
Stattdessen sollte auf Mischanbau zurückgegriffen werden, da die Biodiversität erhalten bleibt und die Kleinbauern neben Kaffee auch andere Einnahmequellen besitzen. Zudem kann dann auf Bio-Dünger zurückgegriffen werden, der die Umwelt schont.
Verkauf
Beim Einkauf von Fair Trade Kaffee sollte zudem ein fester Mindestpreis für den Rohkaffee garantiert werden, der Preiseinbrüche abfedert. Dieser verspricht gleichzeitig, dass die Plantagenbesitzer den Mitarbeitern einen fairen Lohn zahlen können. Ein Direkthandel mit den Kleinbauern ist für eine faire Bezahlung ebenfalls notwendig, da sonst die Erlöse teilweise an Zwischenhändler gezahlt werden müssen.
Die Fair-Trade-Bewegung macht darauf aufmerksam, dass der Kaffeeanbau ein risikoreiches Unterfangen ist, mit dem die Bauern oft nur schwer Geld verdienen können. Und da der Kaffeemarkt derzeit mit einer Preiskrise konfrontiert ist, ist eine Fair-Trade-Zertifizierung eine Möglichkeit, um sicherzustellen, dass jeder Landwirt eine Fair-Trade-Prämie erhält, die über dem Basispreis liegt und ihn hoffentlich einem nachhaltigen Lebensunterhalt näher bringt.
Was ist Bio Fair Trade Kaffee?
Das Gütesiegel von Fair Trade deckt nicht unbedingt den biologischen Anbau von Kaffee ab. Es kommt deshalb trotz des Siegels zu Ausbeutung und Umweltschäden. Eine noch umweltbewustere Alternative ist Kaffee, der sowohl mit dem Fairtrade als auch mit dem Bio-Siegel ausgezeichnet wurde.
Das Bio-Siegel
Das Bio-Siegel nach EG-Öko-Verordnung ist ein freiwilliges, staatliches Kennzeichen, das für einen ökologischen und umweltschonenden Landbau stehen soll. Die EU gibt vor, welche Düngemittel und Stoffe in welchem Maße verwendet werden dürfen und verbieten beispielsweise den Einsatz von gentechnisch-veränderten Organismen (GVO). So dürfen chemisch-synthetischen Stickstoffdünger, Harnstoff, Chilesalpeter, Klärschlamm und Müllkomposte nicht als Düngemittel verwendet werden
Bio-Kaffeebauern führen über alle Betriebsmittel und Erzeugnisse genau Buch und müssen genau erfassen, was sie von wem gekauft oder verkauft haben. So lassen sich die Bio-Kaffeebohnen bis zum Erzeuger zurückverfolgen. Amtlich Kontrollstellen überprüfen mindestens einmal im Jahr den gesamten Betrieb und führen zusätzlich unangemeldete Stichproben bei den Erzeugern und Verarbeitern durch. Die Arbeit der Kontrollstellen wiederum wird staatlich kontrolliert.
Das Fairtrade Siegel
Das Siegel der Fairtrade Labelling Organizations International (FLO) ist eine Zertifizierung für Produkte, die fair gehandelt werden. Der Fairtrade-Ansatz ermöglicht es Bauern und Arbeitern, mehr Kontrolle über ihr Leben zu haben und zu entscheiden, wie sie in ihre Zukunft investieren. Als führendes Unternehmen in der weltweiten Bewegung für einen fairen Handel unterstützt und fordert Fairtrade Unternehmen und Regierungen heraus und bringt Bauern und Arbeiter mit den Menschen zusammen, die ihre Produkte kaufen.
Die zuvor genannten Kriterien werden bei der Zertifizierung überprüft und zudem wird die Ernte durch FairTrade vorfinanziert, um die Bauern beim Anbau finanziell zu entlasten. Eine Prämie wird zusätzlich gezahlt, um eine Qualität- und Produktivitätssteigerung zu vergüten.
Welche Fair Trade Kaffeesorten gibt es?
Die beiden beliebtesten und bekanntesten Kaffeesorten sind Arabica und Robusta. Viele erhältliche Kaffeebohnen werden heutzutage mit diesen beiden Sorten gemischt. Je nach gewünschtem Geschmack ist dann entweder mehr Arabica- oder Robusta-Anteil enthalten.
Etwas weniger bekannt sind die Sorten Liberica, Excelsa und Maragogype:
- Liberica hat einen holzigen/herben Geschmack und besitzt zudem einen hohen Koffeinanteil.
- Excelsa schmeckt kräftig/erdig und gilt als besondere Delikatesse, weil der Geschmack an Scotch erinnert.
- Maragogype ist eine Kreuzung aus Arabica und Liberica- Kaffee und ist deshalb besonders mild und säurearm
Insgesamt gibt es in der Gattung Kaffee etwa 124 Arten. Die Sorten sind als pflanzliche Spezies zu verstehen, also spezielle Kaffeebohnen, die man mit der Kaffeepflanze züchten kann.
Wie gesund ist Fair Trade Kaffee?
Fair Trade Kaffee bedeutet nicht gleich, dass der Bio-Standard beim Anbau eingehalten wird. Einige Pestizide können weiterhin benutzt werden. Jedoch fördern Institutionen wie Fairtrade die ökologische Landwirtschaft monetär mit einem sogenannten Bio-Aufschlag in den Anbauländern, sodass bis jetzt 73 Prozent aller Produkte mit Fairtrade-Siegel auch Bio-zertifiziert sind.
FAQ
Kurz und knapp: Warum sollte ich zu Fair Trade Kaffee greifen?
- faire Löhne und bessere Arbeitsbedingungen für die Kaffeebauern
- umweltschonender und ökologisch vertretbarer Anbau
- Unterstützung von sozialen Projekten in den Anbauländern
- Verbot von Zwangsarbeit und ausbeuterischer Kinderarbeit.
Ist Fair Trade Kaffee viel teurer als gewöhnlicher Kaffee?
Der Preisunterschied ist spürbar, jedoch kommt der Mehrpreis den Kaffeebauern zu Gute. Ein 60-Kilo Sack Arabica Bohnen kostet beispielsweise ungefähr 164 € (Stand: 2019). Ein Fairtrade-Zuschlag von 23 € wird dann noch erhoben. Für den Kaffee im Supermarkt macht das einen Mehrpreis von 14%.
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